Vogelmiere mit weissen Blüten und grünen Blättern

Die Volksheilkunde verwendet die Vogelmiere bei Husten und Asthma sowie zur Reinigung und Kräftigung des Organismus und äusserlich bei Hautausschlägen.

Vogelmiere ist ein Symbol für unverwüstliche Lebenskraft. Sie wächst das ganze Jahr über und blüht sogar im Winter. Das grüne Kraft paket hat einen hohen Gehalt an Chlorophyll und istreich an Mineralstoffen, Spurenelementenund Vitaminen. Vogelmiere übertrifftden Kopfsalat mit einem Vielfachen an Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen. Sie enthält doppelt so viel Vitamin C wie Chicorée. Durch das Vitamin C kann das Spurenelement Eisen sehr gut vom Körper aufgenommen werden. In der Vogel miere finden sich weiter die B-Vitamine B1, B2, B3. Die ganze Pflanze wirkt abwehrstärkend, schleimlösend, entzündungshemmend, verdauungsfördernd, kühlend und juckreizlindernd. Sie hat eine reinigende Wirkung auf die Lymphe und ist ideal für eine erfrischende Frühjahrskur.

Die Vogelmiere hilft bei Husten, Asthma und Hauterkrankungen

In der Volksheilkunde wird die Vogelmiere bei Husten, Asthma und Hauterkrankungen eingesetzt. Heute weiss man, dass in der Pflanze schleimlösende Saponine enthalten sind, wodurch sich die Anwendung bei Husten empfiehlt. Für einen Hustentee kann die Vogelmiere auch mit Heilpflanzen wie Thymian, Spitzwegerich und echter Schlüsselblume gemischt werden. Bei Hautbeschwerden wird die Vogelmiere in der Volksheilkunde äusserlich als Umschlag oder Kompresse genutzt. Nach neuen Erkenntnissen befinden sich in der Pflanze beruhigende Schleimstoffe, Kieselsäure und entzündungshemmende Gamma-Linolensäure – allesamt wichtig und wertvoll für Haut und Gewebe.

Die Vogelmiere heisst auch Hühnerkraut, weil Vögel und Hühner sie mögen

Dieses zarte, aber vitale Pflänzchen bevorzugt feuchte, nährstoffreiche Böden und wächst niederliegend, sodass es meist ganze Teppiche bildet. Sie finden die Vogelmiere (Stellaria media) auf Weiden, Äckern, Schutthalden, in Weinbergen, im Gemüsebeet oder Gewächshaus. Das charakteristische Erkennungsmerkmal der Vogelmiere ist die einseitige Haarleiste der runden Stängel, wodurch sie sich von anderen Mierenarten und vom Gemeinen Hornkraut unterscheidet. Die Blätter stehen sich paarweise gegenüber, sind oval und laufen spitz zu. Die kleinen weissen Sternchenblüten sitzen entweder in den Blattachseln oder an den Stängelenden. Die fünf weissen Blütenblätter sind fast bis zum Grund geteilt, sodass man meint, es seien 10 Blütenblätter. Betrachtet man die sternförmigen Blüten, weiss man, warum die Pflanze mit dem botanischen Namen «Stellaria» heisst. Weil Vögel und Hühner die ganze Pflanze und ihre Samen gerne mögen, heisst sie auch Hühnerkraut. Wenn man die Triebe der Vogelmiere vorsichtig bricht und auseinanderzieht, kann man einen «Darm» herausziehen, daher wohl der Name «Hühnerdarm». Hierbei handelt sich allerdings um Wasserleitbahnen der Pflanze. Dass die Vogelmiere zu den Nelkengewächsen gehört, würde man eher nicht vermuten. Zu beachten ist, dass beim Sammeln die Vogelmiere vor der Blüte mit dem leicht giftigen Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis) verwechselt werden könnte. Der Acker-Gauchheil hat aber einen kantigen Stängel und blüht ziegelrot oder blau.

Grüne Blätter und weisse Blüten der Vogelmiere
Die Vogelmiere bevorzugt feuchte, nährstoffreiche Böden und wächst auf Äckern, auf Wiesen, in Weinbergen und Gärten. Ihre jungen Triebe überziehen Brachflächen mit einem dichten Teppich und schützen so den Boden vor Erosion.

Falls die Vogelmiere im Garten doch mal überhandnimmt, sollte man sie regelmässig essen, entsaften oder Kräutermittel daraus zubereiten. Am besten verwendet man die Pflanze immer frisch. Gesammelt werden die jungen Triebspitzen mit oder ohne Blüten von März bis November. Da man sie in milden Wintern das ganze Jahr über findet, lohnt es sich nicht, einen Vorrat anzulegen. Die Samen lassen sich auch auf der Fensterbank in frischer Erde ziehen, so hat man das ganze Jahr über frische Pflanzen griffbereit.

Was sagen die alten Kräuterkundigen zur Vogelmiere?

Hildegard von Bingen (12. Jh.) nannte die Pflanze «Hundsdarm» und bezeichnete sie als Unkraut. Sie empfahl das gekochte Kraut als Umschlag bei Verletzungen, «wenn ein Mensch durch Sturz gefallen oder von Spiessen durchbohrt ist». Pfarrer Sebastian Kneipp lobte die Vogelmiere besonders: «Man kann den Hühnerdarm recht passend ein Lungenkraut im eigentlichen Sinne des Wortes nennen, weil er aufl ösend und schleimauslösend wirkt und auch bei Blutbrechen und Bluthusten, sowie bei Hämorrhoiden, bei Nierenund Blasenverschleimung gute Dienste leistet. Auch äusserlich ist der Hühnerdarm sehr wirksam bei offenen Schäden, Ausschlägen und alten, faulen Geschwüren. Mischt man ihm noch Spitzwegerich und Zinnkraut bei, so kann man damit grosse Erfolge erzielen.» Kräuterpfarrer Künzle empfahl Vogelmiere als Salat besonders bei herzschwachen Menschen.

Die Vogelmiere in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM)

Die thermische Qualität ist kühl. Die zugeordneten Organe sind Lunge, Herz, Magen, Nieren und Gedärme. Vogelmiere wirkt schleimlösend, entgiftend, entzündungshemmend, harntreibend, schmerzstillend und krampflösend. Die TCM setzt sie u.a. ein bei zähem Schleimhusten, Hauterkrankungen, Müdigkeit und Erschöpfung.

Weisse Blüten der Vogelmiere
Jede weisse Blüte hat 5 Blütenblätter, die so tief eingeschnitten sind, dass es 10 zu sein scheinen. Das charakteristisches Erkennungsmerkmal der Vogelmiere ist die einseitig längs verlaufende Haarreihe am runden Stängel.

Die Vogelmiere in der Küche wird schnell zum Lieblingsgemüse

Hat man die Vogelmiere einmal probiert, wird sie schnell zum Lieblingsgemüse. Die jungen Triebe mit oder ohne Blüten frisch vom Beet oder aus dem Balkonkasten schmecken köstlich nach jungem Mais. Da sie weder Bitternoch Gerbstoffe enthalten, haben sie auch Kinder gern. Wegen des hohen Vitamin-C-Gehalts sollte man die Vogelmiere am besten roh essen. Sie bereichert jeden Salat, passt aber auch in Kräuterquark, Kräuterbutter und Aufstriche. Wegen des milden Geschmacks lässt sich aus der Vogelmiere ein spinatartiges Gemüse zubereiten.

Rezept Vogelmiere-Salat

Zutaten: 2 Handvoll Vogelmiere, eine halbe Zwiebel, 1 EL Olivenöl, 1 EL Naturjoghurt, Saft einer halben Zitrone. Vogelmiere und Zwiebel klein schneiden. Aus den anderen Zutaten ein Dressing rühren, unter die Vogelmiere geben und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Mit Blüten von Gänseblümchen garnieren.

Rezept Vogelmiere Smoothie

Ideal für eine erfrischende Frühjahrskur ist ein frisch gemixter Vogelmieren- Smoothie. Als basenbildendes Lebensmittel wirkt die Vogelmiere einer Übersäuerung entgegen. Eine optimale Vorbeugung chronischer Erkrankungen wie Gicht, Rheuma, Arthrose oder Allergien. Und so wird’s gemacht: 2 Handvoll frisch gepflückte Vogelmiere mit einem Messer klein schneiden, damit sich der «Hühnerdarm» nicht um die Mixerklinge wickelt, und mit ca. 1 dl gutem Wasser (z.B. Quellwasser oder energetisiertes Wasser) im Mixer pürieren. Sofort mit etwas Zitronensaft abschmecken. Täglich 1 Glas geniessen über 2 bis 3 Wochen.

Rezept Vogelmieren-Suppe

Die Vogelmiere ist sehr wuchsfreudig, und junge Triebe lassen sich fast das ganze Jahr über finden. Die älteren Triebe werden etwas zäh, lassen sich aber zu Kochgemüse oder Suppen verarbeiten. Geht ganz einfach: 3 Handvoll Vogelmiere mit einer gehackten Zwiebel in Ghee (oder Öl) dünsten und mit 2 EL Mehl bestäuben. Mit 1 L Gemüsebrühe aufgiessen und einige Minuten köcheln lassen. Mit Sahne abschmecken und mit gerösteten Brotwürfeln servieren. Man kann die Vogelmiere auch gut mit Giersch und Brennnessel mischen.

Vogelmiere in der Kräuterapotheke

Vogelmieren-Tee

2 TL Vogelmierenkraut mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. 2- bis 3-mal täglich eine Tasse trinken. Der Tee hilft bei Husten und Asthma. Als Blutreinigungstee zur Ausscheidung und Entgiftung im Rahmen einer Frühjahrskur ist eine Teemischung mit Brennnesseln, Löwenzahn und Gänseblümchen empfehlenswert.

Vogelmieren-Kompresse

Umschläge aus zerquetschter Vogelmiere werden angewendet, um Hautausschläge, Wunden oder Abszesse zu behandeln. Sie wirken reinigend, entzündungshemmend, haben herausziehende Eigenschaft en und fördern die Heilung. Bei Bedarf den Umschlag nach einigen Stunden wiederholen.

Und zum Schluss noch dies … Schon für den griechischen Arzt Hippokrates um 400 v.Chr. war klar, nur wer sich gesund ernährt, kann sich gesund erhalten, und er formulierte die Aussage, welche immer noch Gültigkeit hat: «Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel eure Nahrungsmittel.» Erinnern wir uns täglich an diese Wahrheit.

Liebe Leserin, lieber Leser, wenn es mir gelungen ist, Sie mit diesem Kräuterartikel zu motivieren und zu ermutigen, selber das eine oder andere Rezept auszuprobieren und Erfahrungen mit den Schätzen der Natur zu gewinnen, freut mich das sehr. Ich wünsche Ihnen viel Freude und gutes Gelingen.

Herzlichst, Ihre Ernestine

Quellen und weiterführende Literatur

  • Beiser, R., Vergessene Heilpflanzen.
  • Fleischhauer, S.G., Spiegelberger, R., Guthmann, J., Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen.
  • Greiner, K., Meine Hausapotheke aus Wildpflanzen.
  • Hissel, J., Schwarzer, E., Das kleine Unkraut-Kochbuch.
  • Pahlow, M., Das grosse Buch der Heilpflanzen.
  • Storl, W.D., Die «Unkräuter» in meinem Garten.
  • Von Blarer Zalokar, U., von Blarer, P., Praxisbuch Westliche Heilkräuter und Chinesische Medizin.

Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernestine

Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter.
Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.


Die Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haft ung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.

Weitere Wildpflanzen und -kräuter die Sie interessieren könnten:

Die Buche - unsere Waldmedizin

Spitzwegerich - Hustenmittel und Wiesenpflaster

Brennnessel – Eisenpflanze und feurige Vitalität


NATURZYT Ausgabe März 2022, Text/Fotos Ernestine Astecker

NATURZYT abonnieren und mit uns, unsere Natur unterstützen.

Cover der aktuellen NATURZYT Ausgabe mit Verlinkung auf unser Abo-Formular

Das Magazin NATURZYT berichtet nicht nur über unsere Natur, damit Sie diese näher erfahren und erleben können, sondern damit Sie gemeinsam mit uns, unsere Natur mehr bewahren und schützen lernen. Deshalb unterstützt NATURZYT auch wichtige Naturprojekte mit einem Teil der Abo-Einnahmen. 

Jedes Abo hilft Naturprojekten! Jetzt unterstützen und abonnieren.

Buch Ravensong - Auch Tiere haben eine Stimme

   

In spannenden und packenden Interviews erzählen unsere Wildtiere mehr über sich, wer sie sind, wie sie leben und auch was sie von uns Menschen erwarten würden.

Jetzt bestellen für CHF 34.90 im A5 Hardcover

Anzeige

NATURZYT Newsletter abonnieren

Mehr Natur erfahren

Tierisch gutes Gespräch mit Maximilian Stich

Illustration eines grauen Igels auf blauem Hintergrund

Er wird liebevoll Maxi genannt und ist ein eingefleischter Einzelgänger und ortstreu. Maximiliam Stich im Gespräch mit NATURZYT.

Ist die Raupe des Schwalbenschwanzes giftig?

giftig grüne Raupe mit schwarzen Streifen und orangen Punkten

Die Raupe des Schwalbenschwanzes ist giftgrün mit schwarzen Streifen und orangen Punkten, ist sie deshalb giftig?

Mehr Natur bewahren

Fledermaus-Porträt der Rauhautfledermaus

Rauhautfledermaus liegend auf Holzboden

Rauhautfledermäuse sind in der Schweiz typische Wintergäste. Doch wer ist Sie? Ein Kurzporträt der Rauhautfledermaus.

Greifvögel schützen: Greifvögel und ihre Stellung im Ökosystem

Busshard auf Holzstrunk im Wald

Welche Aufgaben nehmen Greifvögel und Eulen in unserem Ökosystem wahr?

Mehr Natur erleben

Frühlingserwachen und Blüten in der Schweiz

Weisse Narzissen strahlen der Sonne entgegen.

Nach der kalten Jahreszeit erwacht die Natur zu neuem Leben. Frühlingserwachen und Blüten in der Schweiz.

Frühlingswandern - die Natur erwacht

weissblühende Blüten auf einem mit moosbewachsenen Baumstrunk

Überall strecken die ersten Frühlingsboten mit ihren zarten Blüten und ihrem frischem Grün Richtung Sonne. Ein farbenprächtiges und zauberhaftes Erlebnis erwacht in der Natur.