Prächtige Falter sind in jedem Garten gern gesehene Besucher. Mit der richtigen Pflanzenwahl lassen sich die hübschen Insekten in Scharen anlocken – und zum Verweilen bringen.
Sterile Rasenflächen, akkurat geschorene Thujahecken und monotone Blumenbeete bestimmen das Bild in unseren Gärten. Für Schmetterlinge gibt’s da wenig zu schlecken: Dieses «Buffet» wirkt für die Falter etwa genauso einladend wie eine Metzgerei auf Vegetarier. Wer sich einen Garten voller bunter «Sommervögel» wünscht, muss schon etwas mehr bieten, um die farbenfrohen Insekten zu ver führen. Mit einem Schälchen mit Honig, Zucker und einer Prise Salz, in wässriger Lösung dargeboten, kann man die Falter zwar leicht auf den Sitzplatz oder in den Garten locken. Doch das ist Schmetterlingsnahrung in der Fastfood-Variante. Gediegener geht es da schon in den Naturkostrestaurants zu: Zinnie, Phlox, Kapuzinerkresse oder Sonnenhut heissen einige der exklusiven Nektaranbieter mit exotischem Flair.
Es sind jedoch die einheimischen Nektarlieferanten, denen Schmetterlingsfreunde besonderes Augenmerk widmen sollten. Indem man einheimische Pflanzen in Beete, Blumentöpfe oder Balkonkistli sät oder anpflanzt, kann Schmetterlingen attraktive Nahrung angeboten werden. Im Gegensatz zu den Exoten bieten heimische Pflanzen den Faltern auch die Möglichkeit, sich fortzupflanzen. Bei Schmetterlingen besonders beliebt sind etwa die Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa), die Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusinorum) oder der Natternkopf (Echium vulgare).

Frühblühende Wildpflanzen oder Schmetterlingstaugliche Wiese
Aber auch das echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) oder die Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) laden mit ihren nektarreichen Blüten zu einem Festmahl ein. Wer ausserdem frühblühenden Wildpflanzen wie Günsel (Ajuga reptans) und Gundelrebe (Glechoma hederacea) Platz im Gartenbeet oder Balkonkistli einräumt, hilft den Faltern zusätzlich über die blütenarme Zeit des Jahres hinweg. Auch im Kräutergarten finden Schmetterlinge Nahrung: Die Blüten von Dill, Salbei, Melisse und Thymian sind beliebte Tankstellen bei den Faltern. Buntblühende Wildkräuter bevorzugen grundsätzlich nährstoffarme Böden. Wer für die Schmetterlinge den Rasen in eine Blumenwiese verwandeln möchte, sollte deshalb erst den Boden mit Kies und Sand ausmagern. Zwei Wochen nach der Bodenbearbeitung kann ein spezielles Blumenwiesensaatgut ausgebracht werden. Mehr Schmetterlingsvielfalt wird auch schon erreicht, wenn nur Teilflächen, Randbereiche oder ein Streifen des Gartens wiesentauglich gemacht werden.
Ganz auf chemische Pestizide und Insektizide verzichten für die wählerischen Schmetterlinge
Doch Nektar allein genügt nicht, um Schmetterlingen im Garten ein Heim zu bieten. Ganzheitliches Umdenken ist gefragt, was auch bedeutet, dass im Garten ganz auf chemische Pestizide verzichtet werden muss. Insektizide führen dazu, dass auch Schmetterlinge je nach Art des Mittels getötet, vertrieben oder in ihrer Entwicklung gehemmt werden können. Wer den flatternden Rüsseltieren ein Paradies bieten will, muss zudem Abwechslung initiieren und Wildwuchs dulden. Schmetterlingsfreundlich wird ein Garten auch, wenn er weniger aufgeräumt ist. Denn Ast- oder Steinhaufen sowie schützende Wildhecken bieten den Insekten einen idealen Unterschlupf im Winter. Und: Damit die bunten Falter nicht nur vorbeiflatternde Gäste bleiben, muss auch den Raupen ein gemütliches Heim und genügend Nahrung geboten werden. Die meisten Schmetterlingsraupen sind wählerische Nimmersatte. Sie benötigen ganz spezielle Futterpflanzen, weshalb die Eltern nur das Lieblingsgrün ihrer Zöglinge für die Eiablage auswählen. Damit haben die schlüpfenden Raupen von der ersten Minute an ihr Futter direkt vor der Nase.

Raupen lieben Unkraut wie Brennnessel aber auch ein schöner Gemüsegarten
Brennnessel (Urtica dioica), Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum), Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum) oder Disteln sind zwar den meisten Hobbygärtnerinnen üblicherweise als unliebsame Unkräuter ein Dorn im Auge. Doch für einmal darf man im Garten getrost fünf gerade sein lassen und stattdessen beobachten, wie Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs oder Distelfalter Einzug halten. Denn ihre Raupen haben diese unkultivierten Gesellen zum Fressen gern. Einige der Raupen, etwa die grün-schwarz-orange gezeichneten des Schwalbenschwanzes, finden auch an verschiedenen Nutzpflanzen Geschmack. Die Blätter von Rüebli, Peterli und Dill haben es ihnen angetan. Und so sehr man sich vielleicht ärgert, wenn im Gemüsegarten die Pflanzen angeknabbert werden, so sollte man nicht vergessen, dass es ohne gefrässige Raupen keine prächtigen Schmetterlinge gibt.
Wenn die Lebensbedingungen für Schmetterlinge ideal sind und das Buffet reich gefüllt präsentiert wird, kommen die flattrigen Falter von allein in den Garten. Wer keine Geduld hat und zum Fangnetz greifen will, um die Insekten im heimischen Grün anzusiedeln, ist schlecht beraten. Von Raupen- oder Schmetterlingsklau in der freien Natur ist strikt abzuraten: Im Fall von geschützten Arten wie dem Apollofalter oder dem Grossen Eisvogel ist eine Umsiedlung von Raupen oder Eiern verboten.
Beliebter Sommerflieder
Der Sommerflieder (Buddleja davidii), auch als Schmetterlingsflieder bekannt, wirkt auf Falter aller Art als Anziehungspunkt im Garten. Gern verköstigen sie sich an seinem Nektar und streiten sich mit Bienen und Hummeln um die besten Plätze an den traubenförmigen Blütenständen. Trotz allem sollte Sommerflieder nicht mehr im heimischen Garten angepflanzt werden, da sich das aus China importierte Gehölz rasant in der Schweiz ausbreitet und einheimische Pflanzen verdrängt. Als Gartenflüchtling etablierte sich der Sommerflieder seit Anfang des letzten Jahrhunderts in ganz Europa in der freien Natur und zählt hierzulande zu den invasiven Neophyten. Von der Pflanzung invasiver Neophyten ist unbedingt abzusehen, auch wenn sie zum Teil noch in den Gartencentern angeboten werden. Das gilt auch für Arten wie die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) oder das Japanische Geissblatt (Lonicera japonica), die bei Schmetterlingen ebenfalls als Nektar- oder Futterpflanzen beliebt sind.
Nektarpflanzen für den Schmetterlingsgarten
Acker-Kratzdistel - Cirsium arvense
Blütenfarbe: blau, lila oder violett Höhe: 60 cm bis 150 cm Blütezeit Juni bis September
Die Acker-Kratzdistel hat eine wichtige ökologische Bedeutung für viele Insekten, und sie ist eine verlässliche Nektarquelle und wird deshalb von vielen Schmetterlingsarten angeflogen
Blut-Weiderich - Lythrum salicaria
Blütenfarbe: rot, rosa oder purpurn Höhe: 40 cm bis 150 cm Blütezeit: Juni bis September
Wegen seines Nektars finden sich am Blut-Weiderich verschiedene tagaktive Schmetterlinge zum Trinken ein. Für Raupen einiger Nachtfalter ist er auch eine wichtige Futterpflanze.
Gewöhnlicher Dost - Origanum vulgare
Blütenfarbe: rot, rosa oder purpurn Höhe: 20 cm bis 70 cm Blütezeit: Juli bis September
Die beliebte Gartenpflanze ist von grosser Bedeutung für fast alle heimischen Schmetterlingsarten. Sie lockt im Spätsommer viele zum Nektar trinken an ihren Blüten an.
Gewöhnlicher Hornklee - Lotus corniculatus
Blütenfarbe: gelb: orange Höhe: 5 cm bis 30 cm Blütezeit: Mai bis September
Er ist eine wichtige Futterpflanze für eine ganze Reihe von Schmetterlingsraupen. Die leuchtend gelben Blüten bieten ausserdem reichlichen Nektar.
Echter Arznei-Baldrian - Valeriana officinalis
Blütenfarbe: blau, lila oder violett Höhe: 100 cm bis 200 cm Blütezeit: Mai bis Juli
Verschiedene Tagfalterarten suchen den Echten Arznei-Baldrian zum Trinken von Nektar auf. Er blüht von Mai bis Juli vor allem an Flussböschungen und Uferwiesen
Lavendel - Lavandula angustifolia
Blütenfarbe: blau, lila oder violett Höhe: 50 cm bis 200 cm Blütezeit: Juni bis August
Wegen seines süssen Nektars ist der Lavendel bei vielen Insekten sehr beliebt. Viele Schmetterlinge wie der Kleine Fuchs oder Weisslinge suchen ihn zum Trinken von Nektar auf.
Rainfarn - Tanacetum vulgare
Blütenfarbe: gelb Höhe: 60 cm bis 150 cm Blütezeit: Juni bis September
Neben Bienen und Schwebfliegen suchen einige Schmetterlingsarten den Rainfarn zum Trinken von Nektar auf, unter ihnen der Kleine Feuerfalter.
Saat-Luzerne - Medicago sativa
Blütenfarbe: blau, violett Höhe: 50 cm bis 90 cm Blütezeit: Juni bis September
Wegen ihres Nektars wird die Saat-Luzerne von vielen Schmetterlingsarten angeflogen und ist von grosser Bedeutung als Futterpflanze für Raupen.
Kriechender Günsel - Ajuga reptans
Blütenfarbe: blau, lila oder violett Höhe: 15 cm bis 30 cm Blütezeit: März bis August
Weil die Blütezeit des Kriechenden Günsels vergleichsweise früh im Jahr beginnt, profitieren viele im zeitigen Frühling aktive Insekten von seinem Nektar.
Wiesen-Flockenblume - centaurea jacea
Blütenfarbe: blau, lila oder violett Höhe: 50 cm bis 80 cm Blütezeit: Mai bis Oktober
Die Blütezeit ist nicht nur bis in den Herbst hinein, und sie ist damit als Korbblüter eine bedeutende Nahrungsquelle nicht nur für die Schmetterlinge, sondern auch für Bienen, Hummeln und andere Insekten.
Wiesen-Salbei - Salvia paratensis
Blütenfarbe: violett bis blau Höhe: 40 cm bis 60 cm Blütezeit: April bis September
Der Nektar befindet sich tief im Inneren der Blüte und ist deshalb vor allem für langrüsselige Insekten geeignet. Distelfalter, Weisslinge und auch der Schwalbenschwanz nutzen ihn als Nektarquelle.
Wohlriechendes Veilchen - Viola odorata
Blütenfarbe: violett Höhe: 5 cm bis 15 cm Blütezeit: März bis April
Wegen seines Nektars ist das Wohlriechende Veilchen für früh im Jahr fliegende Schmetterlingsarten eine wichtige Nahrungsquelle.
Literatur:
Schmetterlinge in meinem Garten Falterfreundlich gärtnern mit den richtigen Pflanzen (Bruno P. Kremer) Haupt Verlag 2018, ISBN: 978-3-258-08054-3, ca. CHF 35.–
Pflanzen für Schmetterlinge
Wie Sie in Ihrem Garten ein Flattern erzeugen (Jane Moore) Gerstenberg Verlag 2020 ISBN: 978-3-8369-2170-1,ca. CHF 25.–
Links:
Tipps für schmetterlingsfreundliche Gärten von Pro Natura: www.pronatura.ch/schmetterlingsfreundliche-gaerten
Informationen zu einheimischen Wildpflanzen: www.wildpflanzen.ch
Liste invasiver Neophyten in der Schweiz: www.neophyt.ch
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NATURZYT Ausgabe Juni 2023, Text Helen Weiss, Fotos AdobeStock