zwei weisse Pferde an einem Fluss im grünen Gras
Weisse Pferde im Rhone-Delta

Wer entlang der Rhône in den Süden fährt, kann sich nicht nur an himmelblauen Lavendelfeldern ergötzen, sondern hat die Gelegenheit, auf dem Weg ans Mittelmeer auch andere Naturphänomene zu entdecken.

Die Gegend entlang der Rhône beherbergt zahlreiche Naturparks, die für Wanderfreudige und Naturliebhaberinnen einen Besuch wert sind. Rund 30 Kilometer südwestlich von Grenoble befindet sich der regionale Naturpark Vercors, der sich über ein riesiges Mittelgebirgsmassiv zwischen Isère und Drôme erstreckt. Am Ausläufer der französischen Alpen gelegen, bietet der Vercors eine Vielfalt an Landschaften, die sich auf Wanderwegen oder Velotrails entdecken lassen. Das 1985 vom Staat geschaffene nationale Naturschutzgebiet Hauts-Plateaux du Vercors bildet dabei das natürliche Herz des Vercors-Parks: Mit seinen über 17 000 Hektaren ist es das grösste Naturschutzgebiet auf dem französischen Festland.

Für den Besuch sind strenge Regeln einzuhalten – Hunde dürfen etwa nicht mitgeführt werden. Die offenen Flächen aus Bergweiden und Grasebenen mit Wacholderbäumen ermöglichen die Ansiedlung einer besonderen Flora, insbesondere zahlreicher Orchideen und von Edelweiss. Auch Bodenbrüter wie das Birkhuhn oder wiederangesiedelte Arten wie der Gänsegeier oder der Bartgeier bekommt man mit etwas Glück zu Gesicht. Ein Feldstecher im Rucksack lohnt sich, denn auch der seit 1989 wieder heimische Alpensteinbock kann hier in den Felswänden des Vercors beobachtet werden.

Fluss in einer Schlucht im Sommer
Gorges de l'Ardèche mit ihrer grandiosen Landschaft.

Schluchten und karge Naturlandschaften im Süden Frankreichs

Macht man von der Rhône einen Abstecher an die Ardèche, sollte man keinesfalls die 32 Kilometer lange Schlucht im unteren Drittel des Flusses verpassen: Die Gorges de l’Ardèche zählen zu den schönsten Europas. Die Landschaften hier sind grandios: 250 Meter hohe, mit Buschland bedeckte Klippen, der Fluss, der sich am Grund des Canyons windet, seltene Fauna und Flora – um dieses fragile Ökosystem zu bewahren, stehen die Gorges de l’Ardèche unter strengem Naturschutz. Ein besonderes Erlebnis ist eine Kanu-Tour durch die Ardèche-Schluchten – dabei entdeckt man entlang des Ufers auch den einen oder anderen Biberbau. Die grossen Nager sind das Wahrzeichen der Schlucht. Auf den warmen Felsen sonnen sich gerne Eidechsen und Schlangen, Vögel wie der Reiher und der Eisvogel tauchen nach Beute in den Gewässern der Ardèche.

Eine ganz andere Art der Landschaft zeigt sich weiter südlich rund 18 Kilometer von Avignon entfernt im regionalen Naturpark Alpilles. Milde Winter, heisse und trockene Sommer, heftige Winde und skelettartige Böden machen dieses Gebiet zu einem einzigartigen Wildgebiet. Die oft kargen Naturlandschaften mit felsigen Steilhängen werden von seltenen und gefährdeten Vogelarten wie dem Habichtsadler und dem Schmutzgeier besiedelt. Das mit zahlreichen Höhlen und Steinbrüchen übersäte Gebiet ist auch ein wichtiger Standort für die Fledermauspopulationen im Süden Frankreichs. In den Alpilles gibt es unzählige Wanderwege, die sich sowohl für einen Familienausflug oder eine mehrtägige Tour eignen. Auf dem Weg zwischen den zwei Naturparks lohnt sich übrigens ein kleiner Umweg, um die Abtei Notre-Dame de Sénanque zu besuchen. Das Zisterzienserkloster liegt malerisch eingebettet in Lavendelfelder in der Nähe der Stadt Gordes, einer der schönsten Ortschaften Frankreichs.

Fels  auf einem Hügel im Sommer
Eindrücklich der Mont Aiguille im Naturpark Vercors.

Tiere zu Land und im Wasser

Bevor man der Rhône bis ans Mittelmeer folgt, sollte man unbedingt in der Gegend um Arles und Avignon verweilen. Denn hier warten berühmte Rebberge, Aromagärten und Lavendel in Hülle und Fülle. Dieses Gebiet ist das Duftparadies schlechthin und der ideale Ort, um während eines Workshops sein eigenes Parfüm oder Naturkosmetik zu kreieren.

Wem nach dem Dufterlebnis der Sinn nach salziger Küstenluft steht, ist im Nationalpark Calanques genau richtig. Nur rund 15 Kilometer von der Hafenstadt Marseilles entfernt, ragen hier drei Gebirgsketten, geschmückt von einer Reihe kleiner Inseln, ins Mittelmeer. Der Calanques-Nationalpark erstreckt sich entlang der ganzen Küstenlinie von Marseille über Cassis bis nach La Ciotat und verbindet hügelige Massive und Meeresraum. Das macht ihn interessant, denn hier kann sowohl Fauna zu Land als auch zu Wasser beobachtet werden. Das Gebiet ist mit über 80 Vogelarten ein Mekka für Ornithologen. Doch der Nationalpark beherbergt neben Vögeln auch eine andere geflügelte Sensation: Die Europäische Bulldoggfledermaus, die mit einer Flügelspannweite von 40 cm zu den grössten Fledermäusen Europas zählt, ist hier zu Hause. Wer an der Küste rastet und etwas Geduld hat, entdeckt draussen auf dem Meer vielleicht einen Grossen Tümmler, einen Streifendelfin oder sogar einen Finnwal, der nach dem Blauwal mit einer Länge von rund 20 Metern der zweitgrösste Meeressäuger ist.

Feld mit rosaroten Blüten in der Abenddämmerung
Lavendelfelder in der Provence im Sonnenuntergang.

Die Camargue - die Raue Schwester der Provance 

Nun ist es aber höchste Zeit, das berühmteste Naturschutzgebiet Südfrankreichs zu besuchen: Die Camargue ist eine weite, unwirklich erscheinende Ebene aus Sümpfen und Lagunen an der Mittelmeerküste. Sie gilt nicht nur als eine der einzigartigsten Regionen Frankreichs, sondern beherbergt auch das grösste Flussdelta Westeuropas. Die 1500 km² grosse Schwemmlandebene in der Provence breitet sich wie ein Fächer um die antike römische Stadt Arles aus. In dessen Falten liegen grüne Reisfelder, rosafarbene Salzseen, grasbewachsene Feuchtzonen und weite, windgepeitschte Strände. Die Camargue-Region umfasst ein grosses UNESCO-Biosphärenreservat, in dem jedes Jahr, insbesondere im Frühjahr und Herbst, Tausende von Zugvögeln Einzug halten.

Urwüchsige Sümpfe, riesige Salzgärten, urbares Weideland und weitläufige Sanddünen gehen in der Camargue eine schillernde Symbiose ein. Wer als Kind Federica de Cescos Bücher gelesen hat, kennt die weissen Pferde der Camargue sicher bestens. Die heute halbwilden, frei herumlaufenden Tiere gelten als eine der ältesten Pferderassen und als biologischer Schatz dieses Landstriches. Camargue-Pferde können mit geschlossenen Nüstern unter Wasser weiden. Interessanterweise werden Fohlen mit normal dunklem Fell geboren, das erst im Alter von etwa vier oder fünf Jahren weiss wird. Die Fauna hält noch andere Besonderheiten bereit: Von den halbwilden Stieren und Pferden abgesehen trifft man hier auch auf vielfältige Vogelarten und zahlreiche Säugetiere wie Nutrias, Wildschweine, Füchse und Biber.

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NATURZYT Ausgabe März 2024, Text Helen Weiss, Foto AdobeStock

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